Silberschweif

Variatio delectat

Videospiele: nur noch Mainstream?

Thomas Lindemann schreibt in einem Artikel auf WELT ONLINE über die „Vermainstreamisierung“ der Videospiele (hier). Es gebe nur noch Gehirn-Jogging-Spiele, Pokémon, Pferdespiele und Forsetzungen (z.B. Guitar-Hero). Games, die die Hoffnung auf ein echtes Hardcore-Spielerlebnis nähren, enttäuschten. F.E.A.R 2 tituliert er als wirr, Mirror’s Edge als schlecht spielbar. Auch Titel wie Little Big Planet, Spore, FarCry 2 oder Alone In The Dark 5 hätten nichts revolutionäres hervorgebracht. Zumindest bei Letzterem frage ich mich ernsthaft, ob das irgendjemand ernsthaft in der Branche erwartet hatte …

Nun, lässt man den Blick tatsächlich nur oberflächlich auf die derzeitige Lage der Videospiele streifen, hat Herr Lindemann recht. Was er fordert – ein surreales Videpsiel, einen Karl Valentin oder eine Nina Hagen der Gamesindustrie – gibt es jedoch durchaus: Im Sommer machte Braid von sich reden (u.a Xbox Live Arcade), ein intelligenter Plattformer, der im wahrsten Sinne des Wortes mit der Zeit spielt. Aktuell ist World of Goo (u.a. WiiWare) zu nennen, das frischen Wind in das Genre der Denk- und Puzzlespiele bringt. Möchte Herr Lindemann es aber wirklich bizarr, wäre er mit Killer 7 (GameCube) gut beraten. Dort könnte er in die Hirne von sieben Massenmörder eintauchen. Oder sich etwa mit dem inoffziellen Nachfolger No More Heroes (Wii) beschäftigen, der weniger politische, denn soziale Probleme anprangert. Oder aber er wartet auf die Spiele Mad World (Wii) und The Conduit (Wii) – beide sicherlich ob ihrer Thematik keine Mainstreamgames.
Im Übrigen plant das von Herrn Lindemann so angeprangerte Unternehmen EA durchaus einen Nachfolger zu Mirror’s Edge (hier) – eigentlich sind es sogar zwei, da Mirror’s Edge als Trilogie geplant war.

Ich verstehe Herrn Lindemanns Kritik und stimme ihr zu einem gewissen Punkt zu, doch ein genauerer Blick hinter die Kulissen verrät: Noch ist nicht alles Casual oder Mainstream!

P.S. Dass die Rangelei um die Games Convention (Leipzig) bzw. gamescom (Köln) für den deutschen Standort und die Videospielbranche im Allgemeinen nicht hilfreich war, ist absolut richtig. Ob die Games Convention allerdings dauerhaft sinnvoll in Leipzig hätte betrieben werden können (sprich wachstumsfähig wäre), ist zumindest diskussionswürdig. Wobei ich selbst mit einem weinenden Auge nach Leipzig schaue. Mir hat die vergangene Games Convention außerordentlich gut gefallen!

Februar 25, 2009 Posted by | Gaming | , , , , , , , , , , , , , , , , , , | Hinterlasse einen Kommentar